![]() All guest lectures are in German! 8.11.2018, 15.30-17.00, HS 211 (Juridische Fakultät, Churfürststraße 1) Bettina Mahlert (Aachen) Verarmung und Bereicherung: Eine soziologische Perspektive 29.11.2018, 15.30-17.00, HS 103 (Theologische Fakultät, Universitätsplatz 1) Christine Stelzer-Orthofer (Linz) Paradigmenwechsel in der österreichischen Armutspolitik? Sozialstaatliche Sicherung zwischen Inklusion und Exklusion 10.1.2019, 15.30-17.00, HS 103 (Theologische Fakultät, Universitätsplatz 1) Marianne Heimbach-Steins (Münster) Migration und Armut. Sozialethische Perspektiven auf einen komplexen Zusammenhang Kommentar: Josef Mautner (KA Salzburg) Dieser Gastvortrag wird in Kooperation mit dem FB Praktische Theologie veranstaltet. 31.1.2019, 15.30-17.00, HS 103 (Theologische Fakultät, Universitätsplatz 1) Nadine Marquardt (Bonn) Armut und Strafe. Kritische Perspektiven auf den Zusammenhang von Verschuldung und Freiheitsentzug Abstracts und Biographien: Verarmung und Bereicherung: Eine soziologische Perspektive Der Vortrag befasst sich aus einer soziologischen Perspektive mit Basiskategorien von Armutsdiskursen wie Mangel, Deprivation, und Knappheit und bezieht dabei auch das Gegenteil von Armut, Reichtum, ein, mit seinen Kategorien von Fülle und Überfluss. Wie müssen wir diese Kategorien verwenden, um die für unsere Erkenntnisinteressen wichtigen Aspekte der Realität zu erkennen? Ausgehend von einem multidimensionalen Armutsverständnis und unter Rückgriff auf Georg Simmels Beitrag „Der Arme“ (1908) plädiere ich für zwei konzeptionelle Entscheidungen: (a) Die genannten Basiskategorien sollten zur Beschreibung individueller Charakteristika, nicht aber zur umfassenden Klassifikation ganzer Personen verwendet werden; (b) die (Un)Fähigkeit zur bereichernden Ressourcenmobilisierung sollte neben dem (fehlenden) Ressourcenzugang in die Definition von Armut bzw. Reichtum einbezogen werden. Dies führt zu einer dynamischen Perspektive auf Prozesse der Bereicherung und Verarmung. Die empirische Relevanz dieser Perspektive wird am Beispiel von Interventionsprogrammen und/oder biographischen Analysen von Armut betroffener Personen verdeutlicht. Bettina Mahlert ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Soziologischen Institut der RWTH Aachen und von März 2018 bis Februar 2019 als Research Fellow im Forschungsbereich „Pfade und Mechanismen globaler Kooperation“ am Käte Hamburger Kolleg / Centre for Global Cooperation Research. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Soziologische Theorie, Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit, (Globale) Soziale Ungleichheiten sowie Politische Soziologie. Paradigmenwechsel in der österreichischen Armutspolitik? Sozialstaatliche Sicherung zwischen Inklusion und Exklusion Mit den ersten sozialstaatlichen Maßnahmen wurde der Grundstein für die Organisation und die Prinzipien der sozialen Sicherheit in Österreich gelegt: Erwerbsarbeit als primärer Zugang für soziale Leistungen. Ziel war es insbesondere ab den 1950er einen „Sozialstaat für alle“ zu etablieren, d.h. Inklusion durch sozialstaatliche Absicherung zu erreichen. Veränderte Rahmenbedingungen ab den 1980er Jahren haben dazu geführt, sozialstaatliche Sicherung per se in Frage zu stellen. Der Rückbau von Sozialtransfers wird thematisiert und auch umgesetzt. Die sozialpolitische Entwicklung in Österreich in den letzten drei Jahrzehnten kann daher als durchaus ambivalent beschrieben werden. Einerseits haben neue Maßnahmen und Leistungen (z.B. Pflegegeld, Kinderbetreuungsgeld) mit dazu beigetragen, Inklusion zu erreichen. Andererseits wurde ein restriktiverer Kurs umgesetzt (z.B. Verschärfung des Zugangs, Leistungskürzungen), der Armutsgefährdung erhöht und Exklusion fördert. Sozialstaatliches Handeln spiegelt in der Regel immer beides wider: Mechanismen der Inklusion, aber auch solche des Ausschlusses. Christine Stelzer-Orthofer ist Assistenzprofessorin am Institut für Gesellschafts- und Sozialpolitik der Johannes Kepler Universität Linz. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind u.a. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie Armutsforschung. Migration und Armut. Sozialethische Perspektiven auf einen komplexen Zusammenhang „Armut“ und „Migration“ stehen in einem komplexen Zusammenhang. Armut kann Ursache und Folge von Migration sein. Sie spielt sowohl im Hinblick auf Herkunfts- als auch auf Zielländer eine Rolle, wenn Migration problematisiert wird. Sozialwissenschaftlich und -ethisch muss präzisiert werden, auf welche Armutsverständnisse Bezug genommen wird. Eine theologisch-ethische Reflexion wird zudem nach den Konsequenzen der christlichen „Option für die Armen“ im Kontext der Migrationsherausforderungen fragen." Marianne Heimbach-Steins ist Professorin für Christliche Sozialwissenschaften an der der Westfälischen Wilhelms-Universität, Münster, und leitet dort das Institut für Christliche Sozialwissenschaften. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Politische Ethik, Menschenrechtsethik (aktuelle Schwerpunkte: Recht auf Religionsfreiheit; Recht auf Bildung, Rechte von Migranten), Sozialethik der Bildung, Genderfragen im Horizont christlicher Sozialethik sowie sozialethische Fragen im Horizont von Familien- und Sozialpolitik. Armut und Strafe. Kritische Perspektiven auf den Zusammenhang von Verschuldung und Freiheitsentzug Armut ist nicht strafbar. Ein Blick in deutsche Justizvollzugsanstalten zeigt gleichwohl schnell, dass Menschen aus einkommensarmen Schichten in Gefängnissen überrepräsentiert sind. Zwischen der staatlichen Strafvollzugspraxis und der sozialen wie ökonomischen Lage der Gefangenen besteht offenbar ein Zusammenhang. Ein Großteil der Studien, die diesen Zusammenhang in den Blick nehmen und die Relationen zwischen Armut, sozialer Benachteiligung und Kriminalisierung nachzeichnen, kommt gegenwärtig aus dem US-amerikanischen Kontext. Im Zentrum dieser Studien steht nicht nur die Frage, was gesellschaftlich kriminalisiert und staatlich sanktioniert wird, sondern vor allem auch, wer hierbei aus welchen Gründen Zielscheibe und Objekt eines sozial voraussetzungsreichen und hochselektiven Prozesses der Kriminalisierung wird. Der Vortrag greift Erkenntnisse der kritischen Gefängnisforschung auf und geht dem Zusammenhang von Armut und Haft im deutschen Kontext nach. Dabei fokussiert er insbesondere auf das Phänomen der sogenannten Ersatzfreiheitsstrafe. Die Ersatzfreiheitsstrafe, die bei nicht bezahlten Geldstrafen verhängt wird, ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Verkettungsdynamik von Schuld und Schulden, die sich in den letzten Jahren massiv verschärft hat. Der Vortrag diskutiert am Beispiel der Ersatzfreiheitsstrafe sowohl die strafverschärfende Wirkung von Armut, als auch die armutsverschärfende Wirkung der Haft. Nadine Marquardt ist Professorin für Sozialgeographie am Geographischen Institut der Universität Bonn. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Sozialgeographie und Stadtforschung; Exklusion, soziale Ungleichheit, urbane Marginalität; Gouvernementalität, urbane Bio- und Technopolitik; Poststrukturalistische und kritische Theorien sowie Feministische Geographie. Comments are closed.
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